Leugnen und Ablehnen wohl vorbei

eSport-Trend – Teil I

28.11.2018 Die Medien berichten über eSport. Inzwischen quer durch alle Gattungen und immer ausführlicher. Die Frage ist: Was folgt daraus für unsere Branche?
Autor: Frank Heike
Es hat zuletzt ein Feuerwerk an Berichterstattung zum Thema gegeben, und selbst Verächter oder Personen, die dem eSport neutral gegenüberstehen, dürften das zur Kenntnis genommen haben. Als Ende August die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter der Überschrift „Keine Angst vor eSport“ ankündigte, ab September im Test-Feed Nachrichten über eSport zu produzieren, war selbst für die schärfsten Kritiker die Zeit des Leugnens und Ablehnens wohl vorbei.
 
Eine für unsere Branche grundlegende Frage muss dabei noch beantwortet werden: Gehört eSport in den Sportteil? Oder in die Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft? Und: Können wir uns dieses Themas, über das der sportjournalist in der Ausgabe Februar 2017 berichtete, entledigen, indem wir es abschieben?
 
„Ich sehe im Sportressort die einzige Möglichkeit, seriös, seriell und langfristig über eSport zu berichten“, sagt Sebastian Schellschmidt vom Focus. Er beschäftigt sich eher mit digitalen Themen als mit Sport und ist Autor einer Reportage zum Thema, die jüngst im Magazin erschien.
 
„eSport wird irgendwann aus der Nische schlüpfen und sich in der Gesellschaft verankern. Somit werden kulturelle oder gesellschaftliche Betrachtungsweisen irgendwann uninteressant“, prophezeit er, „eSport gehört auch deshalb ins Sportressort, weil die Leistungen der Spieler absolut respektabel sind und eSport-Fans an analytischen und erklärenden Berichten interessiert sind.“

„Für einen Großteil unserer Leser und Zuschauer ein fremdes Phänomen“
 
Allerdings sieht Schellschmidt die Berechtigung, das Thema gerade in Wochenmagazinen anderswo als im Sport zu platzieren, zumal dort der Platz rar ist, gerade beim Focus. „Erklärende Artikel in Wissenschaft, Gesellschaft oder Wirtschaft haben natürlich noch ihre Berechtigung. Denn für einen Großteil unserer Leser, Zuhörer oder Zuschauer ist eSport ein fremdes Phänomen, das sie gerne verstehen würden.“
 
Schellschmidt berichtet schon lange über eSport, erstmals schrieb er 2016 eine große Geschichte im Focus. Damals war die Electronic Sports League (ESL) in der Frankfurter Commerzbank Arena zu Gast – das größte eSport-Event Europas. Schellschmidt tauchte zwei Tage ein und verfasste eine Reportage (Foto „League of Legends“: Riot Games).
 
Im Spiegel und den überregionalen Tageszeitungen ist die Frage beantwortet – eSport steht im Sport. Die Sport-Bild schreibt schon länger, sehr häufig und ganz selbstverständlich, berichtet über die Stars der Szene, die großen Veranstaltungen, die neuesten Trends.

Der Spiegel brachte ein Stück mit dem Leistungssportaspekt der eSportler als Aufhänger. Über die riesigen Preisgelder bei „League of Legends“, „Dota2“, „Fortnite“ und „Counterstrike“ hat jeder schon berichtet. Und dass „Fifa“ nur ein Nischenpublikum interessiert, hat sich herumgesprochen.

Trotzdem versuchen die meisten Klubs der Fußball-Bundesliga, sich dem Thema eSport über „Fifa“ zu nähern, was Branchenkenner für einen Fehler halten. Oder wie David Görges, Leiter Neue Medien von Borussia Dortmund, sagt: „eSport hat mit Fußball nichts zu tun.“

Lesen Sie im zweiten und letzten Teil des eSport-Reports, warum Vermarkter so großes Interesse an den Aktivitäten der eGamer haben.

Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Oktober/November 2018 des sportjournalist. Hier geht es zur Bestellung des Einzelheftes beim Meyer & Meyer Verlag. Mitglieder des VDS erhalten den alle zwei Monate erscheinenden sportjournalist automatisch per Post und können sich das Heft zudem im Mitgliederbereich kostenlos als PDF herunterladen. Dies gilt auch für ältere Ausgaben.