Sprecherteam im Amt bestätigt

VDS-Fotografentagung in Dortmund

10.02.2019 Im Deutschen Fußballmuseum bestätigten die Fotograf*innen im VDS Wolfgang Rattay, Annegret Hilse, Stefan Matzke, Ina Fassbender und Moritz Müller für zwei weitere Jahre im Amt. Die mehr als fünfstündige Sitzung machte deutlich: Der Berufsstand der Sportfotografen steht vor einer ungewissen Zukunft.
Autor: Ute Maag
Sportfotografen haben einen ganz eigenen Blick auf Bilder. Das musste auch Manuel Neukirchner feststellen. Vor der Tagung der Fotograf*innen im VDS im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund führte der Direktor die 44 anwesenden Bildjournalisten durch sein Haus und lenkte ihre Blicke in der Vielfalt der Exponate gezielt auf Bezüge zur Fotografie.
 
Doch als er vor einer golden gerahmten Zweikampfszene in Schwarz-Weiß über das „Jahrhundertspiel“ bei der WM 1970 in Mexiko zwischen Italien und Deutschland referierte, da interessierte die Fotografen vor allem eines: „Wo ist denn da der Foto-Credit?“
 
Es war die einzige Frage, die der eloquente und gut vorbereitete Neukirchner nicht aus dem Stegreif beantworten konnte (Gruppenfoto: Thorsten Baering). Doch sie nahm vorweg, was die Fotojournalisten anschließend bei ihrer alle zwei Jahre stattfindenden Zusammenkunft an drängenden Problemen zu besprechen hatten: die Wahrung von Urheberrechten; Körperverletzungen und Sachbeschädigungen durch Bierbecher- und Münzwürfe in Fußballstadien; die Bedrohung ihrer Wettbewerbsfähigkeit durch Hobbyfotografen und fehlende Fairness unter Kollegen; und die ungewisse Zukunft eines Berufsstandes in Zeiten immer krasserer Sparmaßnahmen in Verlagshäusern.
 
Matthias Hangst, zehn Jahre als Freier unterwegs und mittlerweile in Festanstellung bei Getty Images, richtete warnende Worte an die Kollegen: „Irgendwann wird es keine gedruckten Zeitungen mehr geben. Sucht Euch andere Geschäftsfelder, wenn ihr weitermachen wollt.“ Stefan Matzke, Inhaber der Agentur Sampics, betonte allerdings auch: „Wir leben noch. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, aber wir können kämpfen, indem wir auf unsere Probleme aufmerksam machen.“

Arbeitsgruppe soll einen „Code of conduct“ der Fotografen erarbeiten
 
Vor zwei Jahren hatte sich der Münchner gemeinsam mit Wolfgang Rattay von der Agentur Reuters und der freien Fotografin Annegret Hilse aus Berlin ins dreiköpfige Gremium der VDS-Fotografensprecher wählen lassen. Nun wurden alle drei, inklusive der beiden Kommissionsmitglieder Ina Fassbender und Moritz Müller, einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.
 
Markus Gilliar, langjähriger VDS-Fotografensprecher und Vorgänger von Rattay als VDS-Präsidiumsmitglied, hatte eine offene Wahl en bloc beantragt und dankte allen fünf für ihren Einsatz: „Ich kann ermessen, was sie leisten.“ Nicht nur dafür gab es den Applaus der Fotograf*innen im VDS, die auf Anregung von Rattay die Gründung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die einen „Code of conduct“ der Fotografen und eine Geschäftsordnung für diese Berufsgruppe im VDS erarbeiten soll (Feldmann-Foto: Thorsten Baering).
 
Keine Mehrheit fand hingegen ein Antrag, sich vom VDS unabhängiger zu machen oder ganz zu lösen. Valeria Witters sagte in ihrer Gegenrede: „Ich fühle mich im VDS sehr gut repräsentiert und unterstützt.“
 
Während Serviceteams von Canon und Nikon Kameras prüften und Linsen reinigten, stand VDS-Anwalt Dirk Feldmann für Fragen zur Verfügung. Besonderes Interesse fanden Unsicherheiten, die die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) mit sich bringt: Kann eine Rugby-Spielerin, die im Zweikampf ihr Trikot einbüßt, verlangen, dass das ihre Intimsphäre verletzende Foto gelöscht wird? Feldmanns Einschätzung: Vor Gericht hätte sie gute Chancen.
 
Darf ein Foto einer Spielerfrau auf der Tribüne eines Fußballstadions ohne ihr Einverständnis veröffentlicht werden? Feldmanns Antwort: Nur wenn sie eine Person des öffentlichen Interesses ist.
 
Und muss ein Spieler hinnehmen, dass Fotos seiner Kinder, die er aufs Spielfeld gebracht hat, in Magazinen erscheinen? Hier sieht Feldmann die Fotografen und Verlage im Recht, betont aber auch: „Posiert er auf dem Spielfeld mit ihnen, kann die Einwilligung als erteilt gelten. Die DSGVO sieht aber vor, dass diese Einwilligung jederzeit widerrufen werden kann. Und dann dürfen die Bilder nicht weiterverbreitet werden.“

Weitere Bilder der Fotografentagung sind auf der Facebook-Seite des VDS zu sehen.