Verein Frankfurter Sportpresse

Ein emotionaler Abend zu Ehren Walther Trögers

12.02.2024

Bei Gesprächen zum Buch über die "sportlich heiteren und politisch gescheiterten" Spiele 1972 wurden Erinnerungen an einen großen Sportsmann wach.

 

Walther Tröger hat von oben gewiss zugesehen und zugehört, als im Eintracht-Museum von und über ihn gesprochen wurde. Und er hat nach dem Abend, als einer illustren Gästeschar das zu seinem Gedenken herausgegebene Buch „Die sportlich heiteren und politisch gescheiterten Olympischen Spiele München ’72“ vorgestellt wurde und dazu Autorinnen und Autoren wie die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth oder Dressur-Olympiasiegerin Ann-Kathrin Linsenhoff zu Wort kamen, bestimmt gesagt: „Das haben die gut gemacht.“

Eingeladen hatten der Leiter des Eintracht-Museums, Matthias Thoma, und die Vorsitzende des Vereins Frankfurter Sportpresse, Martina Knief. Moderiert wurde der Abend von dem Initiator der Veranstaltung, Albert Mehl. Das Herausgeber-Trio des Werkes – Detlef Kuhlmann, Harald Pieper und Ulrich Schulze Forsthövel – forderte auf zu einem Streifzug durch das Buch und damit zu einem Streifzug durch das Leben und Wirken Walther Trögers als NOK-Präsident, IOC-Sportdirektor, Bürgermeister des Olympischen Dorfes 1972 und, und, und...

Warum dieses Buch? Wie ist es entstanden? Und warum erschien es erst nach dem 50. Jahrestag der Spiele von München? Detlef Kuhlmann schilderte das Treffen der drei Herausgeber mit Walther Tröger, als sie den schon hochbetagten Macher des Sports in ihr Buchvorhaben einweihten. Seine Reaktion: „Ja, wenn ihr meint und das unbedingt wollt.“ Es sollte – so Kuhlmann – keine Biografie, sondern ein Buch für ihn und mit ihm werden. Aber wesentlich geprägt von einem Gesamtrahmen rund um das inzwischen historische Ereignis „München ’72“, das schließlich viel mit seiner persönlichen olympischen Lebensleistung zu tun hat (Buchcover-Abbildung: arete Verlag).

Als sich die Herausgeber am 14. September 2020 von Walther Tröger verabschiedeten, ahnte keiner, dass sie sich in dieser Runde mit ihm nicht mehr treffen würden. Verstorben ist er am 30. Dezember desselben Jahres. Kuhlmann: „Wir mussten alles neu überdenken. Aber für uns war klar, dass wir nicht aufgeben, sondern das Buch in Walthers Sinne herausbringen und damit auch den Spielen von München noch einmal eine späte Aufmerksamkeit schenken.“

Jetzt haben wir das Buch in der Hand. Und über das Lesen hinaus, wurde es an diesem denkwürdigen Abend im Eintracht-Museum lebendig. Walther Trögers Sohn Wolfram übergab Museumsleiter Thoma leihweise die Bürgermeisterkette vom Olympischen Dorf in München, die einst der Deutsche Schützenbund hat herstellen lassen. Wolfram Tröger schilderte, wie er als kleiner Junge das Attentat im Olympischen Dorf aus dem Fenster blickend erlebt hat, „mit der Angst, wie geht das aus, und was passiert mit meinem Vater“.

Am Ende sollte eigentlich Torsten Burmester, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, den Interview-Reigen abschließen. Doch der konnte wegen des Bahnstreiks nicht rechtzeitig kommen. Der DOSB habe Trögers Ableben nicht so gewürdigt, wie der es eigentlich verdient hätte, räumte Burmester in seiner Nachricht an Albert Mehl ein. Aber das soll noch nachgeholt werden.

Walter Mirwald

Auf der Website des Vereins Frankfurter Sportpresse finden Sie einen längeren Bericht zum Tröger-Abend. Bitte klicken Sie dazu hier.