Sportpresse-Club Wiesbaden-Mainz

Klaus Angermann zum 85. Geburtstag – Dem Sport mit Leib und Seele verschrieben

24.06.2023

Bei 19 Olympischen Spielen sowie etlichen internationalen Meisterschaften war er. Lange raste der Radsportkenner für das ZDF als Reporter um die Welt, später arbeitete er bei Eurosport. Am 24. Juni wurde der nimmermüde Klaus Angermann, Mitglied des Sportpresse-Clubs Wiesbaden-Mainz, 85 Jahre alt.

Autor: Peter Leissl

Wenn man mit dir am Telefon spricht, glaubt man einem weitaus jüngeren Menschen zuzuhören. Und ist erstaunt, wie gut du noch informiert bist über den Sport. Wahrscheinlich könntest du morgen gleich wieder einsteigen und nahtlos weitermachen, wo deine berufliche Karriere vor ungefähr 20 Jahren zu Ende ging.

Als ich 1983 in die ZDF-Redaktion kam, warst du mir bereits von vielen Reportagen wohlvertraut. Meine Begeisterung für den Radsport hatte zum großen Teil auch damit zu tun, wie du 1977 über die 15 Tage des Dietrich Thurau im gelben Trikot berichtet hast. Andere Sportarten, die für mich eine geringere Faszination verströmten, wurden durch deine unverwechselbare und emotionale Art erst attraktiv, wie Ringen oder Gewichtheben und im Winter der Bob- und Rodelsport.

Rasch hatte ich mich an deine Fersen geheftet: 1985 und 1987 durfte ich mitfahren auf Frankreich-Tour. Generalstabsmäßig im Vorfeld deine Planung: Hotels wurden angerufen, Zimmer reserviert, sogar das Abendmenü bereits Wochen vorher bestellt. Die „Reisegruppe Angermann“ tourte dreieinhalb Wochen kreuz und quer durch Frankreich. Zwischendurch flogst du mal kurz in die Heimat, um Resümees zu bearbeiten. Ich war fasziniert (Logo: SPCWM).

Als ich komplett in die Leichtathletik abwanderte, kümmertest du dich wieder allein um den Radsport. Es waren die 1990er-Jahre, in denen das gesunkene Interesse in Deutschland wieder aufflackerte, dank des Engagements der Telekom als Sponsor und dank eines Jahrhundert-Talents namens Jan Ullrich.

Unser Verhältnis wurde mit den Jahren immer unverkrampfter, ja richtig freundschaftlich. Kein Futterneid mehr, wie er in einem gemeinsamen Sender möglicherweise aufgetaucht wäre. Als du nach deiner Eurosport-Zeit in Rente gingst, war mir klar: Du würdest dem Sport mit Leib und Seele verschrieben bleiben. Und so war es auch.

Im Winter zum Beispiel hingst du am TV und verfolgtest gespannt das Geschehen in Schnee und Eis – mit kritischer Sympathie für Leistungen deiner ehemaligen Kolleg*innen. Der Ski-Langlauf, so merkte ich, war eine unerfüllte Liebe von dir. Du wärst gerne ein Nachfolger von Bruno Moravetz geworden, aber die Umstände hievten mich auf den Reporterplatz.

Immer noch schätze ich sie sehr – deine Anmerkungen zu meinen Reporterleistungen. Und merke, aus welch wachem Geist sie kommen, auch mit 85 Jahren noch. Möge es noch lange so bleiben. Alles Gute, lieber Klaus!