Verein Nordbayerischer Sportjournalisten

Thomas Siermann zum 75. Geburtstag – Der Mann für die besonders heftigen Spätdienste

23.11.2023

In seinem Berufsleben hat Thomas Siermann viel erlebt, manches war überaus kurios. Er blieb dabei stets gelassen und Herr der Lage. Am 21. November wird der ehemalige Beisitzer im Vorstand des Vereins Nordbayerischer Sportjournalisten 75 Jahre alt.

Autor: Harald Büttner

Als am 1. April 1998 in Madrid das Tor umfiel, hatte er Spätdienst. Und zehn Jahre später, als an einem Freitagabend ein heftiger Platzregen das Nürnberger Stadion in eine riesiger Pfütze verwandelte und der Schiedsrichter die Partie gegen Wolfsburg nach gut einstündiger Pause schließlich abbrechen musste, saß Thomas Siermann, da bin ich mir sicher, auch an seinem Schreibtisch in der Sportredaktion der Nürnberger Zeitung – und betrieb Krisenmanagement: „Können wir die Andruckzeit nach hinten hinausschieben? Kriegen wir das noch irgendwie ins Blatt?“

Abende wie diese waren nun wirklich nicht selten in seiner Karriere. Während Günther Jauch und Marcel Reif auf ein schnelles Tor hofften und den Fernsehzuschauern die lange Wartezeit bis zum Anpfiff der Champions-League-Partie Real gegen Dortmund mit launigen Einwürfen verkürzten, koordinierte Siermann versiert die ins Wanken geratenen Abläufe zwischen Redaktion, Technik und Druckerei. Natürlich kam am nächsten Tag eine Zeitung raus – pünktlich, versteht sich. Und, klar, mit einem Bericht über das Spiel in Madrid.

Im Pressehaus in der Nürnberger Marienstraße führten Abende wie diese schnell zu einer Wortschöpfung: Der sogenannte Siermann-Umbruch, weder im Duden noch bei Wikipedia zu finden, avancierte alsbald zum geflügelten Wort für Sport-Spätdienste mit Verlängerung, Elfmeterschießen, Spielabbruch und  Verzögerungen aller Art. Irgendwie hat es fast immer den Thomas erwischt (Foto: Viele Jahre lang fungierte Thomas Siermannm, rechts, als Organisator des Nürnberger Pressebowlings; hier übergab er den Siegerpokal an Harald Kaiser vom kicker) (Bild: Wolfgang Zink).

Thomas Siermann, geboren in Krautsand und aufgewachsen in Hof, war gut drei Jahrzehnte lang eine feste Größe im Sportressort der Nürnberger Zeitung. Nach seinem ersten Karriereabschnitt als Zeitsoldat bei der Bundeswehr absolvierte er Anfang der 1980er-Jahre ein Volontariat bei der NZ. Umsichtiges, schnelles Handeln, offensive Kommunikation mit klaren Ansagen, die Kraft seines Amtes auch mal etwas rauer ausgefallen sind, befähigten ihn schließlich zum stellvertretenden Sport-Ressortleiter und stellvertretenden Chef vom Dienst der Gesamtredaktion.

Besonders der Motorsport hat es ihm bis heute angetan. Viele Jahre lang berichtete er mit hoher Fachkompetenz über die „200 Meilen von Nürnberg“ am Norisring, lange Zeit auch ebenso engagiert für den damals verlagseigenen Sender Radio F. Aber auch anderen Sportarten, wie etwa American Football und Ringen, hievte er mit seiner akribischen Berichterstattung aus dem Schattendasein. Am Schreibtisch in der Redaktion war er oft den Blattplaner – eine Facette des Jobs, die nicht jedem Schreiber wirklich liegt.

Thomas Siermann, der stets hilfsbereite und unermüdliche Kollege, engagierte sich viele Jahre lang in der Verbandsarbeit

Der eloquente, stets hilfsbereite und unermüdliche Kollege engagierte sich in all den Jahren auch in der Verbandsarbeit. Er war Beisitzer im VNBS, profilierte sich vor allem als Organisator des Nürnberger Pressebowlings. Da ließ er seine Kontakte spielen und brachte einmal im Jahr die regionale Prominenz aus Sport und Gesellschaft mit Kolleg*innen aus den Verlagshäusern zusammen zum sportlichen Wettstreit, garniert mit Spaß und Geselligkeit.

Seit ein paar Jahren genießt Thomas Siermann den Ruhestand im mittelfränkischen Schwabach. Obwohl: Gefühlt ist er ständig auf Reisen. Wenn man ihn anfunkt, genießt er nicht selten gerade die Sonne Bulgariens, der Heimat seiner Frau Maria. Am 21. November feiert er – klar, im Urlaub, diesmal Spanien – seinen 75. Geburtstag. Wir – der VNBS und Kollegen der „alten“ NZ – wünschen Dir, lieber Thomas, noch viele schöne Jahre bei guter Gesundheit. Ohne Stress und garantiert ohne Siermann-Umbruch.