Schiri-Seminar des VAS

Tiefe Einblicke dank Robert Hartmann

08.05.2025

Die Premiere des VAS-Seminars „Schiedsrichter schulen Sportjournalisten“ ist geglückt. Bundesliga-Referee Robert Hartmann war ein überzeugender Vertreter seiner Zunft.

 

Einen perfekteren Zeitpunkt für die Aufreger-Szene in der Bundesligapartie des FC Augsburg gegen Holstein Kiel hätte es kaum geben können. Denn zwei Tage nach dem heiß diskutierten Tackling des FCA-Spielers Chrislain Matsima, das von Schiedsrichter Harm Osmers fälschlicherweise mit einem Elfmeter sanktioniert wurde, nahm Bundesliga-Kollege Robert Hartmann bei einem Besuch in Augsburg dazu Stellung.

Der Unparteiische aus Wangen im Allgäu war in der AZ-Heimatwelt, dem Kundenzentrum der Augsburger Allgemeinen, zu Gast beim Seminar „Schiedsrichter schulen Sportjournalisten“. Knapp zwei Stunden diskutierte er mit Medienschaffenden, Schiedsrichterkollegen und FCA-Vertretern offen und angeregt über strittige und unstrittige Entscheidungen in der aktuellen Bundesliga-Saison (Logo: Verein Augsburg-Allgäuer Sportpresse).

Seit rund zehn Jahren bieten der Deutsche Fußball-Bund und die Schiri GmbH in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Sportjournalisten diese Möglichkeit des Dialogs zwischen Medien und Spitzen-Schiedsrichtern an. Hartmann, der seit 2011 in der Eliteliga pfeift und in Teilzeit als Bankkaufmann arbeitet, FCA-Geschäftsführer Michael Ströll, AZ-Chefredakteur Peter Müller und zwei Dutzend Medienschaffende waren gerne der Einladung des Vereins Augsburg-Allgäuer Sportpresse gefolgt.

Ströll betonte, dass gerade im Fußball-Oberhaus das Verhältnis zwischen den Klubs und Referees insgesamt recht gut sei, vergaß allerdings nicht anzumerken, dass gerade der FC Augsburg in dieser Saison mit einigen Entscheidungen der Unparteiischen Pech gehabt habe. „Normalerweise gleichen sich in einer Saison die Fehlentscheidungen wieder aus, doch das wird bei uns in dieser Spielzeit nicht der Fall sein“, sagte Ströll.

Laut Robert Hartmann sind diese Saison dank Video Assistent Referee bei 92 Interaktionen 86 Fehlentscheidungen verhindert worden

Hartmann nahm bei den Fehlentscheidungen der eigenen Zunft kein Blatt vor den Mund und räumte unumwunden ein, dass aufseiten der Schiedsrichter auch Fehler passieren – wie jüngst beim FCA gegen Kiel. Er betonte aber auch, dass dank des Video Assistent Referee (VAR) in dieser Saison bei 92 Interaktionen 86 Fehlentscheidungen verhindert worden seien. Warum es mitunter bis zu eineinhalb Minuten bis zur Entscheidungsfindung im „Kölner Keller“ dauern kann, machte Hartmann mit Einblicken in seine eigene Arbeit deutlich.

Über vier Bildschirme und der Kommunikation mit dem Platzschiedsrichter, dem Operator, der die Videosequenzen einspielt, und seinem Assistenten werden die strittigen Szenen immer und immer wieder gecheckt, Skalierungslinien gesetzt und Standbilder analysiert. Das kostet Zeit. „Aber lieber dauert es ein wenig länger und man kommt zur richtigen Entscheidung“, betonte Hartmann (Foto: Peter Fastl).

Per Video-Leinwandwand und Bewegtbildern mussten schließlich auch die Medienleute strittige Szenen schnellstmöglich beurteilen. Per App konnten die Anwesenden entscheiden, ob die Schiedsrichter mit ihren Entscheidungen richtig oder falsch lagen. Dabei gewannen die Anwesenden einen Einblick in die schwierige Arbeit der Schiedsrichter. Ob auf dem grünen Rasen oder im Kölner Keller.

Hartmann sprach sich deutlich für den VAR aus, betonte allerdings auch, dass der Unparteiische auf dem Platz bei allen Entscheidungen immer das letzte Wort habe. Vom VAS käme nur die Unterstützung. „Video-Assistent zu sein, ist ein wirklich anstrengender Job, man wird da mehr als 90 Minuten lang extrem gefordert. Doch es macht den Fußball gerechter“, befand Hartmann.

Am Ende der gut zwei Stunden, in denen auch über strittiges Handspiel, Abseits und persönliche Strafen diskutiert wurde, zeigten sich alle Beteiligten angetan. „Für uns ist dieser positive Dialog sehr wichtig und wertvoll“, so Hartmann. „Selbst wenn man in der Sache nicht immer einig ist, so hilft es allein schon, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. So wächst Verständnis.“

Der Schiedsrichter lobte in diesem Zusammenhang auch die deutsche Medienlandschaft. „Im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Spanien geht man mit uns doch immer noch relativ fair um.“ Auch nach der Veranstaltung nahm sich Hartmann Zeit, dann in kleiner Runde bei Snacks und Getränken noch die ein oder andere Szene zu besprechen.

Andrea Bogenreuther und Herbert Schmoll