Interview mit Fußball-Nationalspielerin Klara Bühl

„Es wird viel mehr berichtet“

08.03.2023

Vergangenen Sommer wurde Klara Bühl Vize-Europameisterin, neben dem Fußball studiert sie Medienmanagement. Im Interview mit Christian Stüwe spricht die 22 Jahre alte Bayern-Offensivkraft unter anderem über die Situation des Frauen-Fußballs in Deutschland – und in den Medien.

 

sportjournalist: Frau Bühl, Sie studieren Medienmanagement im Fernstudium. Beeinflusst Sie das, wenn Sie Interviews geben?

Klara Bühl: Nein. Durch das Studium lerne ich zwar ich ein bisschen die andere Seite kennen. Aber es geht nicht darum, wie man Fragen bei Interviews stellt. Es geht eher um technische Themen, um Webseiten und alles, was hinter der Kamera passiert. Das macht mir enormen Spaß und gibt mir einen guten Ausgleich zum Fußball.

sj: Was müsste sich in der Berichterstattung über den Frauenfußball ändern, damit der Sport noch besser gefördert wird?

Bühl: Mit der Europameisterschaft im Sommer hat sich schon sehr viel verändert. Da wurde viel getan, der Frauenfußball befindet sich im Aufschwung. Wir merken das an der Häufigkeit der Interviews, die wir geben. Die Aufmerksamkeit ist viel größer geworden. Es wird viel mehr berichtet. Und das ist unheimlich wichtig für die Sichtbarkeit des Frauenfußballs. Es gibt immer noch viele Menschen, die gar nicht mitbekommen, wenn ein Fußballspiel von uns stattfindet. Und wer es nicht weiß, kann natürlich auch nicht vorbeikommen. Deshalb ist es einfach unfassbar wichtig, in den Medien präsent zu sein. Als Basis, um viele Menschen zu erreichen.

sj: Wie erleben Sie persönlich das größere Interesse am Frauenfußball?

Bühl: Ich merke es vor allem an der Fan-Post. Bei mir kommen viele süße Briefe von kleinen Mädels an, die erzählen, dass sie jetzt angefangen haben, Fußball zu spielen. Diese Briefe lese ich gerne durch, manchmal schicke ich in besonderen Fällen ein kleines Geschenk zurück. Ich merke es auch extrem an den Fans vor Ort, die verstärkt nach Bildern oder Autogrammen fragen. Und natürlich merkt man auch an den Followerzahlen in den Sozialen Medien, wie es nach vorne geht (Foto Klara Bühl, rechts, in einem Spiel der Bayern: sampics Photographie/Christina Pahnke/augenklick).

sj: Mit den Frauen des FC Bayern stehen Spiele in der Bundesliga und Champions League an, dazu kommen die Länderspielreisen mit der Nationalmannschaft. Wie viel Zeit bleibt da noch, um zu studieren?

Bühl: Ich finde es gar nicht so schwer, die Zeit dafür zu finden. Mit der Nationalmannschaft sind wir im November tagsüber neuneinhalb Stunden von Miami zurück nach Deutschland geflogen. Da bleibt natürlich Zeit zu lernen. Auf Flügen, generell auf Reisen oder auch mal am Nachmittag finde ich die Zeit. Ich mache das total gerne, weil es etwas völlig anderes ist. Auch im Studium kann ich mich Stück für Stück weiter nach vorne arbeiten, mit dem Ziel, den Abschluss zu erreichen. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

sj: Können Sie sich vorstellen, später in den Medien zu arbeiten? Oder würden Sie lieber im Fußball bleiben?

Bühl: Ich erhoffe mir einen Mix aus beidem. Aber festgelegt habe ich mich noch nicht. Mir ging es jetzt eher darum, einen Studiengang zu finden, der sehr praktisch und projektorientiert ist. Damit bin ich sehr zufrieden. Es ist nicht nur reines Auswendiglernen. Es geht auch mal darum, Sachen zu designen oder Videos aufzunehmen. Das macht mir großen Spaß.

sj: Wenn Sie sich selbst interviewen könnten, welche Frage würden Sie sich stellen?

Bühl: Im Viertelfinale der Europameisterschaft habe ich in der 82. Minute gegen Österreich eine 120-prozentige Chance zum 2:0 vergeben und wurde direkt danach ausgewechselt. Ich bin noch sie so schnell zur Außenlinie gelaufen. Ich wollte einfach runter vom Spielfeld. Als ich dann auf der Bank Platz genommen habe, habe ich mich selbst und die vergebene Chance auf der Stadionleinwand gesehen. Ich konnte gar nicht hinschauen und habe die Hände vors Gesicht geschlagen. Und das war dann im Fernsehen zu sehen. Ich würde mich fragen, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe (lacht).

Mit Klara Bühl sprach Christian Stüwe. Er arbeitet als Freelancer von München aus. Hier geht es zu seinem LinkedIn-Account.