Preisträger Marvin Ibo Güngör über sein Siegerfoto

„Es wirkte wie eine Familienfeier“

18.12.2023

Beim Berufswettbewerb „Sportfoto des Jahres“ von kicker und Verband Deutscher Sportjournalisten ist Marvin Ibo Güngör 2022 mit „Wie einst Maradona“ der ganz große Wurf gelungen. Dem niedersächsischen VDS-Mitglied glückte das „Sportfoto des Jahres“. Auf sportjournalist.de erklärt Güngör, wie sein Fußball-Motiv vor genau einem Jahr entstand.

 

Mit 16 Jahren machte er seine ersten privaten Sportfotos bei einem Testspiel des Karlsruher SC. Heute lebt und arbeitet Marvin Ibo Güngör als freier Fotograf in Hannover, wo er auch Fotojournalismus studierte. Zu seinen Schwerpunkten gehört der Fußball, den er seit über zehn Jahren auch bei Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften begleitet. Güngör, Jahrgang 1994, ist Mitglied im Verein Niedersächsische Sportpresse. Das Interview durften wir kollegialerweise vom kicker übernehmen. Hier finden Sie es in voller Länge. Die Fragen stellte Sabine Vögele.

kicker: Herr Güngör, Sie haben den Hauptpreis abgeräumt. Herzlichen Glückwunsch! Wie haben Sie davon erfahren?

Marvin Ibo Güngör: Ich war beim Sport, als das Handy klingelte. Ich kannte die Nummer nicht und schrieb kurz zurück: Wer hat angerufen? Ist es wichtig? Als ich dann den Namen Sebastian Widmann las, hatte ich eine Vorahnung. Denn wenn zu diesem Zeitpunkt der Vorjahressieger des Wettbewerbs „Sportfoto des Jahres“ anruft …

kicker: Und dann begannen Sie zu strahlen?

Güngör: Ja, klar. Obwohl ich zugeben muss, dass ich schon ein kleines bisschen darauf spekuliert hatte, dass dieses Foto ein Kandidat sein könnte.

kicker: Wie lautet Ihre Beschreibung dazu?

Güngör: Das Foto entstand bei der Fußball-WM in Katar, die ich für die Agentur GES fotografierte. Im Finale am 18. Dezember 2022 im Lusail Stadium hatte Argentinien Frankreich mit 4:2 im Elfmeterschießen besiegt, ein echter Krimi. Danach wurden Angehörige und Freunde auf den Platz gelassen – es wirkte wie eine Familienfeier. Kapitän Lionel Messi wird von seinem Ex-Mitspieler Sergio Aguero auf die Schultern genommen und präsentiert den argentinischen Fans auf der Tribüne den Weltpokal.

kicker: Es scheint schon etwas später zu sein, das Stadion hat sich geleert.

Güngör: Ja, es sind bestimmt 30 Minuten seit der Siegerehrung vergangen. Ich dachte schon fast: Da kommt nichts mehr. Dann entwickelte sich eine neue Dynamik im Innenraum unter den versammelten Spielern, Familienangehörigen und Freunden.

kicker: Was macht dieses Bild für Sie persönlich so besonders?

Güngör: Ich habe etwa 180 Auslösungen von dieser Szene. Aber diese hat als einzige einen optimalen, fast symmetrischen Aufbau. Der strahlende Messi mit dem Pokal genau in der Mitte, die zwei oben auf dem Tor, die jubelnde Menge ohne optische Störfaktoren. Und natürlich ist es auch die Story, die das Turnier begleitet hat. Schafft es Messi, bei seiner fünften WM endlich Weltmeister zu werden? Er hat es geschafft. Und die Szenerie erinnert total an Maradona, wie der 1986 in Mexiko als Weltmeister in ähnlicher Pose gefeiert wurde.