19.08.2020 Seine journalistische Laufbahn begann Friedhard Teuffel, Jahrgang 1974, als Berlin-Korrespondent der FAZ-Sportredaktion. Später ging der Politikwissenschaftler zum Tagesspiegel. Dort war der gebürtige Mainzer Reporter, Sportchef und zuletzt verantwortlicher Redakteur im Ressort Meinung/Causa. Seit Oktober 2018 ist Teuffel, Mitglied im Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg und passionierter Tischtennisspieler, Direktor des Landessportbundes Berlin und unter anderem für die Leitung der Verwaltung verantwortlich. Dem LSB gehören rund 2500 Vereine mit 670.000 Mitgliedern an. Im ersten Teil des Interviews ging es um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf den Berliner Sport, im zweiten darum, weshalb er nach 20 Jahren dem Journalismus den Rücken gekehrt hat.
sportjournalist: Herr Teuffel, Sie haben betont, wie wichtig Ihnen, der Kontakt zu Vereinen und Verbänden ist, um zu lernen. Was zum Beispiel haben Sie im direkten Dialog erfahren?
Friedhard Teuffel: Es geht um Entwicklungen. Was kann man tun, um Vereine auf den Wandel, auch den digitalen, vorzubereiten? Was muss der organisierte Sport leisten, damit die Ehrenamtlichen auch weiterhin Lust haben, sich in Vereinen zu engagieren? Es gibt ja schon länger den Trend, dass sich Menschen immer weniger an Institutionen binden wollen. Andererseits möchten sie auch weiterhin oder möglicherweise sogar mehr denn je etwas bewegen oder verändern, vielleicht auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Vereine sind anders als Gewerkschaften oder manche politische Parteien glücklicherweise von der Krise weitgehend verschont geblieben (Foto Friedhard Teuffel bei einem Presseturnier 2005 in Schanghai: privat).
sj: Welche Erklärung haben Sie dafür?
Teuffel: Was den Verein ausmacht, das kann nur der Verein. Sie lernen dort andere Milieus kennen, entdecken dabei Verbindendes. Dazu zählen etwa gemeinsame Ziele und das Akzeptieren von Regeln. Es gibt hierzulande ja die Diskussion um Heimat. Doch was ist Heimat, wenn nicht der Sportverein? Mich hat der Verein geprägt, Sport bereichert mein Leben.
sj: In welchem Verhältnis stehen aus Ihrer Sicht Breiten- und Profisport zueinander?
Teuffel: Es gibt weiterhin eine Verbindung zwischen Basis und Spitze. Die Spitze strahlt. Kinder und Jugendliche suchen sich Vorbilder und finden die auch im Sport. Die werden immer nacheifern wollen. Frei nach dem Motto: Was die mit Ball und Schläger machen, das möchte ich auch können. Junge Menschen zu erreichen ist nicht einfach, mit Sport sind sie leichter ansprechbar.
sj: Nach derzeitigem Stand sind kommendes Jahr Olympische Sommerspiele in Tokio. Welche Bedeutung haben diese für den Vereinssport?
Teuffel: Es müssen gar nicht diese riesigen Events sein. Die werden häufig als eine Art gelandetes Raumschiff wahrgenommen mit entrückten Leistungen, die niemand mehr nachvollziehen kann. Aus meiner Sicht muss Sport direkt spürbar sein.
sj: Glauben Sie, dass dies der wirksamste Ansatz ist, um Menschen für Sport zu interessieren und an diesen zu binden?
Teuffel: Als wir im Sommer 2019 in Berlin unter dem Namen „Die Finals“ gleichzeitig zehn deutsche Meisterschaften hatten, waren die Tribünen voll mit begeisterten Zuschauern jeden Alters. Die Veranstaltung hatte Zugkraft. Und nebenan gab es mit dem Familiensportfest im Olympiapark das breitensportliche Fundament. Eine starke Verbindung, auch über Generationengrenzen hinweg.
sj: Was halten Sie grundsätzlich von einer deutschen Olympia-Kampagne? Das Land Nordrhein-Westfalen erwägt ja, sich für 2032 zu bewerben.
Teuffel: Ich glaube an die Chance einer erfolgreichen Bewerbung, die muss aber mit einem anderen Konzept als bisher sein, nämlich von unten. Was heißt Olympia für mich? Was habe ich davon? Auf diese Fragen muss man Antworten finden. Olympia muss Mehrwert sein für Stadt, Bezirk und Viertel. Es kann ein großes Investitionsprogramm für den Breitensport werden, ein riesiger Hebel, um Mittel zu erhalten, die man ohne Olympia nicht bekommen würde.
Mit Friedhard Teuffel sprach Clemens Gerlach
Dieses Interview stammt aus dem sportjournalist. Hier geht es zur Bestellung von sj-Jahresabonnement und Einzelheften beim Meyer & Meyer Verlag. Mitglieder des VDS erhalten den alle zwei Monate erscheinenden sportjournalist automatisch per Post und können sich das Heft zudem im Mitgliederbereich kostenlos als PDF herunterladen. Dies gilt auch für ältere Ausgaben.
sportjournalist: Herr Teuffel, Sie haben betont, wie wichtig Ihnen, der Kontakt zu Vereinen und Verbänden ist, um zu lernen. Was zum Beispiel haben Sie im direkten Dialog erfahren?
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sj: Welche Erklärung haben Sie dafür?
Teuffel: Was den Verein ausmacht, das kann nur der Verein. Sie lernen dort andere Milieus kennen, entdecken dabei Verbindendes. Dazu zählen etwa gemeinsame Ziele und das Akzeptieren von Regeln. Es gibt hierzulande ja die Diskussion um Heimat. Doch was ist Heimat, wenn nicht der Sportverein? Mich hat der Verein geprägt, Sport bereichert mein Leben.
sj: In welchem Verhältnis stehen aus Ihrer Sicht Breiten- und Profisport zueinander?
Teuffel: Es gibt weiterhin eine Verbindung zwischen Basis und Spitze. Die Spitze strahlt. Kinder und Jugendliche suchen sich Vorbilder und finden die auch im Sport. Die werden immer nacheifern wollen. Frei nach dem Motto: Was die mit Ball und Schläger machen, das möchte ich auch können. Junge Menschen zu erreichen ist nicht einfach, mit Sport sind sie leichter ansprechbar.

Teuffel: Es müssen gar nicht diese riesigen Events sein. Die werden häufig als eine Art gelandetes Raumschiff wahrgenommen mit entrückten Leistungen, die niemand mehr nachvollziehen kann. Aus meiner Sicht muss Sport direkt spürbar sein.
sj: Glauben Sie, dass dies der wirksamste Ansatz ist, um Menschen für Sport zu interessieren und an diesen zu binden?
Teuffel: Als wir im Sommer 2019 in Berlin unter dem Namen „Die Finals“ gleichzeitig zehn deutsche Meisterschaften hatten, waren die Tribünen voll mit begeisterten Zuschauern jeden Alters. Die Veranstaltung hatte Zugkraft. Und nebenan gab es mit dem Familiensportfest im Olympiapark das breitensportliche Fundament. Eine starke Verbindung, auch über Generationengrenzen hinweg.
sj: Was halten Sie grundsätzlich von einer deutschen Olympia-Kampagne? Das Land Nordrhein-Westfalen erwägt ja, sich für 2032 zu bewerben.
Teuffel: Ich glaube an die Chance einer erfolgreichen Bewerbung, die muss aber mit einem anderen Konzept als bisher sein, nämlich von unten. Was heißt Olympia für mich? Was habe ich davon? Auf diese Fragen muss man Antworten finden. Olympia muss Mehrwert sein für Stadt, Bezirk und Viertel. Es kann ein großes Investitionsprogramm für den Breitensport werden, ein riesiger Hebel, um Mittel zu erhalten, die man ohne Olympia nicht bekommen würde.
Mit Friedhard Teuffel sprach Clemens Gerlach
Dieses Interview stammt aus dem sportjournalist. Hier geht es zur Bestellung von sj-Jahresabonnement und Einzelheften beim Meyer & Meyer Verlag. Mitglieder des VDS erhalten den alle zwei Monate erscheinenden sportjournalist automatisch per Post und können sich das Heft zudem im Mitgliederbereich kostenlos als PDF herunterladen. Dies gilt auch für ältere Ausgaben.