Kolumne „Ansichtssache“

Rente für den Ruhm

16.10.2023

Sie sind legendäre Athlet*innen – wegen ihrer Leistungen und weil sie so etwas geschaffen haben, was die aktive Laufbahn überdauert. sportjournalist.de-Kolumnist Wolfgang Uhrig huldigt den Momenten für die Ewigkeit.

 

Namen sind Nachrichten. Diese wurden zu Zeiten meiner Großeltern vor allem durch die „Litfaß-Säule“ verbreitet. Die Bezeichnung ist zurückzuführen auf seinen Erfinder, den Kaufmann Ernst Litfaß. Oder „Bismarck-Hering“. Der Name soll seinen Ursprung haben bei Otto von Bismarck: Der frühere Reichskanzler hat einmal gesagt, die Leute würden diesen Fisch weitaus mehr schätzen, „wenn er so teuer wäre wie Kaviar“.

Namen sind Nachrichten, oft auch im Sport. So erinnert jetzt Dick Fosburys Tod an einen US-Amerikaner, der 1968 in Mexico City auf revolutionäre Art Olympiasieger im Hochsprung wurde: Nach dem Anlauf überquerte er die Latte im Rückwärtsflug – in der Welt der Leichtathletik seither der „Fosbury-Flop“ (Uhrig-Foto: Maria Mühlberger).

Als Flugelement gelandet im Lexikon des Sports sind auch der Pferdsprung „Yamashita“ des gleichnamigen Japaners, am Reck die Grätschen vom Schweizer Sepp Stalder als „Stalder-Grätsche“ und vom Japaner Yukio Endo als „Endo-Grätsche“ oder die Luftnummer von Eberhard Gienger als „Gienger-Salto“.

Berühmt aus Deutschland sind außerdem ein „Kempa-Trick“ vom Handballer Bernhard Kempa, der „Becker-Hecht“ von Boris Becker, vom Krefelder Eisläufer Werner Rittberger der „Rittberger“. Neben diesem Sprung gehören der „Salchow“ des Schweden Ulrich Salchow oder die „Biellmann-Pirouette“ der Schweizerin Denise Biellmann zu Klassikern einer Kunstlaufkür.

In Deutschland wird eine Alterszulage nach Walter Riester benannt: die „Riester-Rente“. Diese erfand ein gelernte Fliesenleger aus dem Allgäu als Bundesminister für Arbeit – im Sport sind die Namen zur Nachricht wie eine Rente für den Ruhm.

Die Kolumne „Ansichtssache“ schreibt Wolfgang Uhrig für den Verein Münchner Sportjournalisten. Wir danken dem Autoren und den VMS-Kolleg*innen dafür, den Text nutzen zu dürfen.