Zum Tode von Ernst Huberty

Der Mann, der lächelte

30.04.2023

Der legendäre Sportreporter Ernst Huberty wird nicht vergessen werden. Auf sportjournalist.de erinnert sich VDS-Ehrenpräsident Erich Laaser an seinen am 24. April im Alter von 96 Jahren verstorbenen Freund und Ratgeber.

 

„Ausgerechnet Schnellinger!“ Zwei Worte, die Ernst Huberty bei den Fußballfreunden unsterblich gemacht haben. Es begab sich beim sogenannten Jahrhundertspiel, dem Halbfinale der WM 1970 in Mexiko: Italien gegen Deutschland. Die Italiener waren früh in Führung gegangen, die Deutschen rannten an, aber das Tor zur Verlängerung wollte einfach nicht fallen. Dann kam die 90. Minute: Grabowski flankte von links vor das italienische Tor, und Karl-Heinz Schnellinger, der sein Geld beim AC Mailand in Italien verdiente und dort absolut torungefährlich war, trat den Ball zum 1:1 ins Tor.

Hubertys Kommentar war einfach, aber genial: „Ausgerechnet Schnellinger, werden die Italiener sagen.“ Stellen Sie sich mal vor, so eine Szene würde sich heute abspielen. Wie würden die Bundesligakommentatoren da ausflippen: „Wahnsinn!“, „Das gibt’s doch gar nicht!“, „Unglaublich!“ oder so ähnlich (Huberty-Foto: privat).

Huberty wusste, dass nicht er als Kommentator im Mittelpunkt stand, sondern das Spiel, das bekanntlich 4:3 für Italien endete. Er kommentierte distanziert, sachlich, fokussiert, unprätentiös, er war kein Marktschreier.

Ich gestehe, beim Achtelfinale der WM 2002 beim Spiel Südkorea gegen Italien, hatte ich einen Huberty-Gedächtnismoment. Als in der Verlängerung der Koreaner Ahn, der als einziger Koreaner in Italien spielte, per Golden Goal zum 2:1 traf, entfuhr mir automatisch ein „ausgerechnet Ahn“.

Ernst Huberty war in Deutschland „Mr. Sportschau“, weil er am 4. Juni 1961 die allererste Sportschau moderiert hatte und ständig am Samstagnachmittag präsent war. Und das meist lächelnd. Auch nach dem Ende seiner Fernsehlaufbahn war er wichtig für die Fernsehschaffenden, coachte er doch zahlreiche Moderatoren und Kommentatoren.

Und wenn er mir sanft mitteilte, was ich bei meinem Kommentar falsch gemacht hatte, tat er dies bestimmt, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Ernst Huberty war mein Freund. Ich war und bin stolz, dass mir dieser fantastische Mensch das „Du“ angeboten hatte, was ich natürlich annahm, in einer Medienwelt, in der sehr viel, vielleicht auch zu viel geduzt wird.

Im Februar habe ich ihm noch zum Geburtstag gratulieren können, am Telefon klang er frisch und munter wie eh und je. Ernst Huberty, der Mitglied im Verein Mittelrheinischer Sportjournalisten war, ist am 24. April 2023 gestorben. Er wurde 96 Jahre alt. Sein Lächeln ist für immer verschwunden, aber in meinen Gedanken lebt es weiter.