Bilanz des 3. Deutschen SportFilmFestes

Ein mutmachender Siegerfilm und hohe Qualität

22.06.2023

Auch das 3. Deutsche SportFilmFest des Verbandes Deutscher Sportjournalisten zeigte, welch große Wirkung herausragende Leinwandwerke entwickeln können. Das gilt insbesondere für den Wettbewerbssieger „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“. Die nächste Auflage der Veranstaltung in Oberhausen wird bereits geplant.

Autorin: Claudia Pauli

„Wir haben erstklassige Filme gesehen. Das war erneut ein sehr schönes Event für die Filmemacher. Sie bekommen dadurch eine angemessene Aufmerksamkeit für ihre Produkte“, zog VDS- Präsident André Keil ein Fazit in Bezug auf das 3. Deutsche SportFilmFest, das der Verband vom 19. bis 21. Juni im Ebertbad in Oberhausen veranstaltete.

13 hochwertige Produktionen umfasste die sogenannte „Official Selection“ – und diese hätten unterschiedlicher nicht sein können: Sie variierten nicht nur hinsichtlich der Länge, sondern auch in puncto der behandelten Themen, der Ausgangspunkte, der genutzten Erzählweise und der Emotionen, die sie in den Zuschauer*innen auslösten (Foto Thorsten Poppe, links, und André Keil: Anke Wälischmiller/www.ankewae.com).

„Die Filme zeigen, wie viel Kraft der Sport in den verschiedenen Dimensionen entwickeln kann“, fasste Thorsten Poppe, VDS-Präsidiumsmitglied und SportFilmFest-Kurator/Moderator, zusammen. Laut Keil bestehe die Aufgabe der VDS-Mitglieder darin, die Qualität auch zukünftig hochzuhalten. „Wir haben gesehen, dass viele der großartigen Dokumentationen nur mit der Unterstützung der Protagonisten zustande kommen. Dies ist eine Veränderung, mit der wir uns als Sportjournalisten auseinandersetzen müssen.“

Zuvor hatte Keil gemeinsam mit Fechterin Léa Krüger die Produktion gekürt, die als Gewinnerin aus dem diesjährigen Deutschen SportFilmFest hervorging: Mit der prestigeträchtigen Trophäe wurde der Beitrag „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport“ bedacht, den Hajo Seppelt, Bettina Malter, Josef Opfermann und Arne Steinberg für die ARD produziert hatten (der Film ist hier in der ARD-Mediathek verfügbar; die Red.).

Wie Krüger, die gemeinsam mit Zehnkämpfer Niklas Kaul und FAZ-Sportchef Anno Hecker die Jury bildete, in ihrer Laudatio hervorhob, habe ein Film gewonnen, der auch die Schattenseiten des Sports zeige. Die Jury habe sich für diesen Film entschieden, weil er Mut mache – „Mut zu sprechen, aufzustehen und eine Geschichte, eventuell seine Geschichte, zu erzählen“.

Krüger, die unter anderem dem Präsidium des Vereins Athleten Deutschland sowie der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes angehört, ergänzte, dass der Film bereits etwas bewegt habe: Es werde über das Thema gesprochen und auch die Politik habe dieses im Blick. Stellvertretend für das gesamte Produktionsteam nahm Jörg Mebus den Siegerpokal entgegen. „Es sind noch viel mehr Filme dieser Art notwendig. Der Sport hat ein gewaltiges Problem mit sexualisierter Gewalt. Wir müssen unbedingt weiter daran arbeiten“, appellierte der Redakteur an seine Kolleg*innen.

Erster Veranstaltungstag mit Schwerpunkt „Gesellschaft“ und Podiumsdiskussion zu „Sexualisierte Gewalt im Sport“

Um dieses bedeutsame Thema anlässlich des 3. Deutschen SportFilmFestes in besonderer Weise in den Fokus zu rücken, hatte das Organisationsteam nicht nur für den ersten Veranstaltungstag den Schwerpunkt „Gesellschaft“ gewählt und primär Produktionen gezeigt, die sich mit dem Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“ befassen, sondern in den Abend auch eine entsprechende Podiumsdiskussion integriert, an der mehrere Expert*innen auf diesem Gebiet teilnahmen.

Neben Filmemacherin Bettina Malter waren Nadine Dobler von der unabhängigen Anlaufstelle „Anlauf gegen Gewalt“, Ruderer Leon Knaack von Athleten Deutschland und VDS-Präsident Keil beteiligt. „Wir haben eine sehr substanzielle Diskussion erlebt, die sehr in die Tiefe ging und starke Aussagen der Teilnehmenden mit sich brachte“, sagte Poppe. So seien etwa die Unabhängigkeit eines „Safe Sport“-Zentrums und Sanktionsmöglichkeiten durch die Anlaufstelle gefordert worden.

Interessant gestalteten sich für die Besucher*innen auch die Interviews mit einigen Filmemacher*innen. Sie gaben Einblicke in die Entstehungsgeschichte ihrer jeweiligen Produktion und schilderten, inwieweit sie während der Dreharbeiten eine Beziehung zu den Protagonist*innen aufgebaut hatten (Foto: Anke Wälischmiller/www.ankewae.com).

Ergänzt wurde das 3. Deutsche SportFilmFest um zwei Seminare. Unter der Moderation von Gitta Axmann von „Anlauf gegen Gewalt“ setzten sich am ersten Veranstaltungstag mehrere VDS-Mitglieder ausführlich mit dem Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“ auseinander. „Wir haben uns intensiv mit dem momentan wichtigsten Thema im deutschen Sport befasst“, sagte Keil.

Am zweiten Veranstaltungstag, der unter der Überschrift „Fußball“ stand, gab Erich Laaser ein Reporterseminar. Der VDS-Ehrenpräsident vermittelte dabei zum einen die Grundlagen für das Kommentieren von Fußballspielen im Fernsehen und im Radio, zum anderen förderte er neue Reporter-Talente.

Die Weichen für das 4. Deutsche SportFilmFest werden bereits gestellt. „Oberhausen hat sich in diesem Jahr noch zurückhaltend gezeigt, was die Besucherzahlen anbelangt, aber wir sind auf dem Weg und wollen 2024 wieder hier sein“, sagte Keil.

Da sich im kommenden Jahr die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ebenfalls auf das Thema „Sport“ konzentrieren werden, unter anderem mit viel Archivmaterial aus den 1960er-Jahren, könne man 2024 „hier in Oberhausen richtig was sehen und lernen“, blickte der VDS-Präsident voraus.