Zum Tode von Hans-Hermann Mädler

Er pflegte das hohe Gut der Nachricht

28.06.2023

Lange Zeit prägte Hans-Hermann Mädler als stellvertretender Ressortleiter die Sportberichterstattung der Deutschen Presse-Agentur. Nun ist der Leichtathletikkenner im Alter von 80 Jahren verstorben.

Autor: Günter Deister

Es gibt viele Voraussetzungen dafür, ein guter Sportjournalist zu sein. Eine wesentliche ist, ein guter Journalist zu sein. Die kenntnisreiche Wahrnehmung von Realitäten und ihre Beschreibung in einer Interesse weckenden, aber immer auch verständlichen Sprache. Hans-Hermann Mädler hat seine journalistische Laufbahn im November 1971 mit einem Volontariat im Stuttgarter Landesbüro der Deutschen Presse-Agentur begonnen.

Schnell brachte er es zum Dienstleiter am allgemeinen Redaktionstisch. Dessen Thema sind in normalen Zeiten die Politik in Baden-Württemberg und all die sonstigen Geschehnisse dort in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Der Sport hatte dort eine eigene Zuständigkeit (Mädler-Foto: privat).

Doch die Zeiten damals waren alles andere als normal. In den 1970er-Jahren wurde das Stuttgarter Büro zu einem zentralen Tisch für die dpa-Berichterstattung über den Terror der mordenden Rote Armee Fraktion (RAF). Wer an diesem Tisch arbeitete, der wurde in allen wichtigen Fächern des Journalismus besonders herausgefordert.

Die Anfrage im August 1978, er könne, wenn er wolle, in der Zentralredaktion in Hamburg ab dem 1. September die Rolle eines stellvertretenden Ressortchefs im Sport übernehmen, mag da bei Hans-Hermann Mädler wie eine Art der Befreiung gewirkt haben. Jedenfalls sagte er nach wenigen Stunden zu.

Das hat der Sportberichterstattung der dpa über 28 Jahre gutgetan. Sie hatte einen Journalisten hinzugewonnen, der den Sport sehr wohl einzuordnen verstand in sein gesellschaftliches Umfeld. Hans-Hermann Mädler, der am 13. September 1942 geboren wurde, lieferte wesentliche Beiträge zur sportpolitischen Berichterstattung und pflegte besonders das hohe Gut der Nachricht – entgegen dem auch im Sportjournalismus immer stärker hervortretenden Hang zu Übertreibung und Spekulation.

Hans-Hermann Mädlers Organisationstalent machte ihn auch zu einer Stütze der Sonderredaktionen in den Städten vieler Olympischer Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften. Der Leichtathletik war er als Fachkorrespondent nahe. Seine Kommunikation, seine Verlässlichkeit und besonders auch sein ausgeprägtes Mitgefühl halfen, dass sich die 35 über das Land verteilten Sportredakteurinnen und Sportredakteure der dpa als eine Einheit verstanden. Am 12. Juni ist Hans-Hermann Mädler im Alter von 80 Jahren verstorben.