Der neue VDS-Geschäftsführer Mathias Merschhemke im Porträt

Gegen die Unwägbarkeiten

01.02.2023

Der studierte Sportmanager Mathias Merschhemke übernimmt am 1. Februar die operative Leitung des VDS. Anti-Doping-Kampf und Behindertensport sind ihm genauso vertraut wie der Fußball.

Autor: Marcel Grzanna

Der Neue kommt aus dem Sport. Das sind prinzipiell gute Nachrichten für eine Branche, in der Athleten und Wettkämpfer zentrale Elemente der Berichterstattung sind. Fußball hat Mathias Merschhemke gespielt, bis er 17 war. Immer für Eintracht Dortmund, seinen Heimatverein, der vor der Zeit der Nachwuchsleistungszentren noch Angstgegner der BVB-Jugend war. Er sei so gut gewesen, dass ihn ein holländischer Profiklub auf dem Schirm hatte, erzählt Merschhemke, beidfüßig, variabel einsetzbar, vorne wie hinten.

Aber irgendwie hatte er früh die Nase voll vom Kicken und entschied: Macht ihr mal ohne mich weiter. Vier Jahre lang besuchte er als junger Mann aus Desinteresse nicht einmal mehr ein Bundesliga-Stadion. Erst über andere Wege kehrte er zum Fußball zurück: mit Anfang 20 als Praktikant beim DFB, als er für vier Monate in Nicaragua jungen Frauen auf dem Trainingsplatz deutsche Taktik und Tugenden vorexerzierte. Oder später als D-Jugend-Trainer seiner Eintracht, die er zum Weltfinale des Danone-Cup nach Paris führte (Foto Mathias Merschhemke, rechts, in Nicaragua).

VDS-Mitglieder, die jetzt stöhnen, dass der Sportjournalismus an der Spitze der Geschäftsführung nicht auch noch einen Fußball-Lobbyisten benötige, weil die Sportart Nummer 1 hierzulande sowieso alles verdränge, dürfen tief durchatmen. Merschhemkes Karrierepfad als Funktionär und Sportmanager führte ihn durch die Untiefen des Anti-Doping-Kampfes, auf die Matten der Ringen-Europameisterschaft und in die Verwaltung des Behindertensports.

Das akademische Rüstzeug als Sportmanager erwarb der 41-Jährige in aller Welt. In Nimwegen, Sevilla, Kapstadt und Köln. Studiert hat er auch in den Niederlanden oder Spanien immer in der Landessprache. „Ich konnte kein Wort Niederländisch und bin dann Jahrgangsbester geworden“, erinnert er sich. Merschhemke, der Verbissene? „Nee, aber sehr engagiert, wenn mir eine Sache richtig Spaß macht“, sagt er.

Sein Vertrag als VDS-Geschäftsführer beginnt am 1. Februar. „Der Jobmarkt im Sportmanagement ist hart umkämpft. Aber ich bewerbe mich deshalb nicht auf jedes Angebot, sondern nur auf solche, die auf Anhieb mein Interesse wecken und wo ich meine Erfahrungen einbringen kann“, sagt er. Die Konkurrenz hat oft Jura oder BWL studiert (Foto Mathias Merschhemke, links, als Jugendfußballer von Eintracht Dortmund).

Merschhemke weiß um die Probleme der Redaktionen, deren Budgets zusammengekürzt werden, aber denen kein Qualitätsverlust gestattet wird. Er will einem möglichen Mitgliederschwund des Verbandes entgegentreten, indem er viel Energie in die Außendarstellung des VDS investiert. Planung und Organisation von Veranstaltungen – auch in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen – seien dabei ein wichtiges Instrument.

Besonders im Fokus: die Digitalisierung. Alle Sportorganisationen müssten sich strukturell in die Lage versetzen, mit dem enormen Tempo der technischen Entwicklungen Schritt zu halten. Klingt nach business as usual in den 2020er-Jahren. Ist es aber nicht. „Manche Verbände tun sich enorm schwer, sogar die Grundlagen für digitales Management und Verwaltung zu schaffen.“

Seinen Führungsstil beschreibt der Familienvater als partizipativ. „Nicht von oben herab. Dafür Vertrauen in die Mitarbeiter und viel Kommunikation“, sagt Merschhemke. Er selbst lecke notfalls gerne auch die Briefmarken an, wenn die Post mal nicht digital rausgehe, verspricht er.

Marcel Grzanna ist Freelancer. Hier geht es zu seiner Facebookseite.