"Schiedsrichter schulen Sportjournalisten": Erfolgreiche Neuauflage

Hand- und Foulspiel dominieren

04.03.2024

In Berlin gab es auf VDS-Einladung eine Neuauflage der traditionellen Veranstaltung "Schiedsrichter schulen Sportjournalisten". Es war wieder sehr lehrreich.

Autor: Matthias Koch

Organisator Hans-Joachim „Jochen“ Zwingmann, Vorsitzender des VDS-Regionalvereins Niedersächsische Sportpresse, hatte wieder mal eine illustre Runde mit Geschäftsführer Lutz Michael Fröhlich von der Elite-Schiedsrichter GmbH des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Alex Feuerherdt (Leiter Kommunikation und Medienarbeit der DFB Schiri GmbH) und dem Berliner FIFA- und DFB-Schiedsrichter Daniel Siebert zusammengestellt.

Den Teilnehmern, zu denen auch nicht im VDS organisierte Medienvertreter gehörten, wurden anhand von Videoanalysen interessante Fallbeispiele aus der laufenden Bundesliga-Saison 2023/2024 präsentiert. Die Protagonisten warben dabei auch um Verständnis für das Schiedsrichterwesen (Fröhlich-Foto: Matthias Koch).

Referiert wurde in den kurzweiligen fast dreieinhalb Stunden vor allem die Spielfortsetzung und das Strafmaß nach teilweise kniffligen Hand- und Foulspielen. Siebert sprach beispielsweise über eine Fehlentscheidung beim Spiel zwischen Mainz 05 und Union Berlin (1:1) am 7. Februar 2024, als ein Elfmeterpfiff ausblieb.

Alexander Feuerherdt demonstrierte anhand von Video- und Audiomaterial auch eine Entscheidungsfindung zum Tor für Bayern München durch Harry Kane im Spiel beim FC Augsburg am 27. Januar 2024 (2:3). Zu hören war neben dem „Kölner Keller“ auch die Kommunikation von dem das Spiel leitenden Schiedsrichter Christian Dingert.

Lob für die Schiedsrichter bei Entscheidungen zu Spielunterbrechungen wegen Fanprotesten in den Stadien

Der Ende August aus Altersgründen aus dem Amt scheidende Lutz-Michael Fröhlich verwies darauf, dass die Schiedsrichter in jüngster Zeit keinen einfachen Job gehabt hätten, als es wegen der Fanproteste gegen den geplanten Einstieg von Investoren bei der Deutschen Fußball Liga immer wieder zu Spielunterbrechungen kam. Die Schiris hätten aber stets ein gutes Maß gefunden, um den mancherorts befürchteten Spielabbruch zu verhindern.      

Der seit der Spielzeit 2017/18 verwendete Videobeweis gehört inzwischen zum Alltag. Schiedsrichter sollen laut Fröhlich nicht dafür verurteilt werden, wenn sie den Videobeweis nutzen. Es bestehe aber der Anspruch, dass die Unparteiischen in erster Linie direkt selbst auf dem Feld entscheiden sollen. „Dieser Druck werde aufrechterhalten“, so Fröhlich, der diese Schulung zusammen mit VDS-Ehrenpräsident Erich Laaser vor über einem Jahrzehnt ins Leben gerufen hatte. Sie gehört inzwischen zum Stammprogramm des VDS (Feuerherdt-Foto: Matthias Koch)

Zahlenmaterial präsentierte Alexander Feuerherdt. Statistisch hat es in der laufenden Saison einschließlich des 22. Spieltages 88 korrekte Interventionen des Videoassistenten gegeben. Eine führte zu einer finalen falschen Entscheidung. Vier Fehl-Interventionen hätten keine falsche finale Entscheidung mit sich gebracht. Bei zwei falschen Interventionen gab es auch falsche Schlussfolgerungen des Referees. Acht Mal blieben die möglichen Interventionen aus.

In der Saison 2022/23 wurden im Oberhaus bei 133 Interventionen durch den Videoassistenten 112 Fehlentscheidungen verhindert. 2023/24 seien es bis zum 22. Spieltag bei 94 Interventionen bisher 79 gewesen. Die Entscheidungsfindung bei Tor-, Abseits- und Strafstoß-Situationen dauerte 2022/23 im Schnitt 85 Sekunden. Aktuell geht es zwei Sekunden schneller.

Aus Sicht der Schiedsrichter spricht nichts dagegen, dass die Unparteiischen ihre Entscheidung nach Videobeweis den Fans auch verbal via Stadion-Lautsprecheranlage mitteilen. Allerdings sollte dem Publikum dann auch parallel die betreffende Szene auf der Anzeigetafel präsentiert werden. Das sei noch mit den Vereinen und Stadionbetreibern zu klären, die in Deutschland die Hoheit über die Bilder haben. Es dürfte also noch dauern.