Zuletzt gab es eine durchaus bemerkenswerte Erfolgsmeldung für Sky. Auf 18 Prozent belief sich der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen beim Topspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig. Damit wurde in dieser Zielgruppe am 20. Mai der höchste Wert ermittelt. Sogar alle Angebote zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr im Free-TV wurden mit dieser Reichweite übertroffen. Und das an einem Samstag – und obwohl die 1:3-Niederlage der Bayern ja nur gegen Bezahlung zu sehen war.
Blickt man auf die Gesamtlage von Sky Deutschland und der Sportangebote, sind derartige Erfolgsmeldungen eher die Ausnahme. Vielmehr ist meist von einer Dauerkrise die Rede, von strategischen Fehlern, einem defizitären Geschäftsmodell und Bestrebungen des Mutterkonzerns Comcast, den Sender zu verkaufen.
Das Onlinemagazin zur deutschen Medienwirtschaft, DWDL.de, stellte jüngst gar die Frage: "Ist der Patient Sky Deutschland 'kurz vorm Ende', eigentlich 'praktisch tot'?" Das seien jedenfalls die Umschreibungen von Personen, "die in die aktuellen Geschehnisse rund um den zum Verkauf stehenden Pay-TV-Anbieter involviert sind".
Befragt man Sky-Sportchef Charly Classen dazu, kommt wenig überraschend zum Ausdruck, dass er derartige Darstellungen für vollkommen übertrieben hält. Offiziell klingt das bei ihm so: "Wir sind sehr gut aufgestellt und haben einen klaren Business-Plan für die Zukunft, von dem wir überzeugt sind. Diesen setzen wir sukzessive um. Zu Gerüchten oder in der Öffentlichkeit artikulierten individuellen Meinungen äußern wir uns grundsätzlich nicht." (Classen-Foto: Sky)
Classen bezeichnet sich als "Naturoptimist" und betont, man stehe "voll und ganz hinter unserer Sport-Strategie". Er verweist auf Rekordeinschaltquoten in der abgelaufenen Saison, auch bei Übertragungen aus der englischen Premier League sowie beim Golf und Tennis. Zudem läuft die Formel 1 exklusiv bei Sky.
Andererseits gingen im Fußball wesentliche Übertragungsrechte verloren. Die Champions League ist seit Sommer 2021 ganz abgewandert und läuft nun vornehmlich bei DAZN, ebenso die Bundesligaspiele am Freitag und Sonntag. Bei Sky sind seit zwei Jahren nur noch 200 der 306 Bundesliga-Einzelspiele pro Saison zu sehen. Das hat auch damit zu tun, dass bei den oft sündhaft teuren Rechtepaketen gespart werden musste.
Insgesamt kämpft Sky Deutschland damit, von der immer zahlreicheren Konkurrenz in die Zange genommen zu werden. Das passiert beispielsweise durch Streaminganbieter von Netflix bis Prime Video von Amazon. Im Sport kommt von August an in Dyn ein weiterer Anbieter hinzu, kooperieren wird dieser mit DAZN. Bei Sky Sport News wird derweil der Live-Anteil von Juli an reduziert.
Horcht man in die Sport-Redaktion bei Sky hinein, gibt es sehr unterschiedliche Stimmen. Manche verweisen auf die Erfolge und betonen, dass sich Sky sehr um die Belegschaft kümmere und "ein super sozialer Arbeitgeber" sei. Andere beschreiben die Situation weniger positiv und verweisen darauf, dass sich die Zahl der Redakteurinnen und Redakteure in den vergangenen zehn Jahren immer weiter reduziert habe. Verblieben sei nicht einmal mehr ein Drittel der damaligen Redaktion.
Betroffen ist vor allem Sky Sport News. Seit rund einem Jahr gibt es sogar einen Einstellungsstopp. "Es ist ein bisschen angsteinflößend", sagt ein leitender Redakteur und verweist auf die gestiegene Arbeitsbelastung. Von der Führung werde "seit Jahren in Durchhalteparolen kommuniziert".
Fragt man Classen zur Zukunft mit der anstehenden Vergabe der Bundesligarechte für 2025 bis 2029, klingt er verhalten optimistisch. Er spricht davon, möglichst viele Spiele bekommen zu wollen. Zugleich könne man nicht immer alles haben und "nicht um jeden Preis".
Hoffnungen, zusätzliche Angebote zu schaffen, macht er sich dennoch. Er wünsche sich "bessere Möglichkeiten zu bekommen, den Fußball auch während der Woche in all seinen Facetten darzustellen". Dafür hoffe er auf "noch mehr Offenheit seitens der Vereine".
Im Klartext heißt das: Classen möchte mehr Nähe, mehr Zugriff. So etwas allerdings will sich der Fußballbetrieb in der Regel sehr üppig bezahlen lassen.
Maik Rosner ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung.