Editorial des VDS-Fotografensprechers Kevin Voigt

Mehr Wertschätzung!

02.06.2023

Sportfotografen werden in der Berichterstattung oft nur als Beiwerk angesehen. Eine Fehleinschätzung. Es braucht dringend mehr Anerkennung – in jeder Hinsicht.

 

Als Sportfotograf hat man das Privileg, den Sport hautnah zu erleben und die Momente der größten Erfolge, aber auch der bittersten Enttäuschungen einzufangen. Doch hinter den spektakulären Bildern verbergen sich oft Arbeitsbedingungen, die es zu verbessern gilt, teilweise unbefriedigende Vergütungen und eine mangelnde Anerkennung der Fotografierenden in verschiedenen Bereichen.

Fußballstadien sind oft der Schauplatz atemberaubender Szenen und denkwürdiger Augenblicke. Doch abseits des Spielfeldes herrschen dort nicht immer optimale Bedingungen für Sportfotografen. Immer höhere Werbebanden, begrenzter Platz und ungünstige Positionen können die Arbeit in manchen Stadien erschweren. (Voigt-Foto: Edith Geuppert)

Um den perfekten Moment einzufangen, haben wir oft mit Hindernissen zu kämpfen. Aber vor allem müssen die Vereine gegen die Becherwürfe vorgehen. Da regnet nicht immer nur Bier, sondern leider oft genug weniger Appetitliches auf uns herab. Hierbei trifft es oft auch Kollegen vom TV. Die vermeintliche Lösung, sich einfach nicht mehr vor die Fans zu stellen oder zu setzen, sollte keine Option sein – dort wird oft gejubelt, entsprechend stark sind die Bilder.

Neben den Herausforderungen in Stadien gibt es aber auch andere Probleme, die die Sportfotografie in Deutschland belasten. Die schlechte Vergütung von Fotohonoraren ist ein Thema, das oft vernachlässigt oder einfach so hingenommen wird. Es ist an der Zeit, die Wertschätzung für die Arbeit der Sportfotografen zu steigern und faire Honorare zu bezahlen. Ich selbst kann als Einzelner nicht in den Markt eingreifen, sondern nur
Gespräche führen, die möglicherweise bessere Bedingungen schaffen.

Aber ich stehe ausdrücklich für faire Honorare und Vergütungen, denn wir können uns sinkende Preise für Fotos in Zeiten steigender Lebenserhaltungskosten schlicht nicht leisten. Egal ob Agentur, Verlag oder Tageszeitung: Es müssen Honorare angehoben und nicht gekürzt werden, sonst werden künftig die Emotionen und Enttäuschungen des Sports nicht mehr so packend festgehalten werden können.

Darüber hinaus kämpfen Sportfotografen oft auch mit mangelnder Anerkennung innerhalb der journalistischen Gemeinschaft. Oft werden wir als "Begleiter" der eigentlichen Berichterstattung betrachtet, anstatt als gleichwertige und wichtige Mitglieder.

Dabei sind unsere Bilder ein wesentlicher Bestandteil der Sportberichterstattung und tragen maßgeblich zum Verständnis und zur Erinnerung an sportliche Ereignisse bei. Eine größere Anerkennung unserer Rolle als Journalisten und visuelle Erzähler ist daher wichtig, um die Bedeutung im Bereich der Sportjournalismus-Branche zu stärken.

Ich, Kevin Voigt, stehe als Sportfotograf stellvertretend für die vielen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, die mit Leidenschaft und Hingabe die besten Emotionen einfangen wollen, um die besten Bilder des Sports zu präsentieren. Es ist wichtig, Arbeitsbedingungen zu verbessern, angemessene Vergütungen zu bekommen und die Wichtig- und Wertigkeit der Fotografen anzuerkennen. (Voigt-Foto: privat)

Es liegt uns, aber vor allem mir am Herzen, eine Veränderung beim Wettbewerb "Sportfoto des Jahres" voranzutreiben und uns Sportfotografen den Respekt und die Anerkennung zukommen zu lassen, die wir verdienen. Dabei ist mir und uns im Fotografen-Team wichtig, auch jene Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, deren Fokus nicht nur auf dem Fußball liegt. Wer Informationen oder sonst etwas gerade aus anderen Bereichen auf dem Herzen hat, der möge sich bitte bei uns melden.  

Ihr Kevin Voigt

Der Autor: Kevin Voigt ist 25 Jahre alt und seit fünf Jahren freiberuflicher Fotograf. Die meiste Zeit ist er im Wintersport unterwegs und dort mit den Biathleten, zu denen auch seine Zwillingsschwester Vanessa Voigt gehört. Seit April ist er zudem neuer Fotografensprecher des VDS. Weitere Informationen auf seiner Website und bei Instagram.