2023 Verstorbene aus dem Sportbereich

Wir werden sie alle schmerzlich vermissen

29.12.2023

Die Sportfans mussten sich im ausgehenden Jahr von zahlreichen Top-Athletinnen und Athleten sowie bekannten Sportfunktionären, -trainern oder -reportern verabschieden. VNS-Mitglied Peter Hübner hat für das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte eine Übersicht zusammengestellt. Sie erhebt wie in den Vorjahren keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Für die Sportfans begann das Jahr 2023 mit einer traurigen Nachricht. Bereits am 4. Januar starb in Garmisch-Partenkirchen Rosa Katharina „Rosi“ Mittermaier. Die populäre Skirennläuferin, die 1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck zwei Goldmedaillen und eine Silberplakette gewonnen hatte, zählte zeitlebens zu den prominentesten Sportlerinnen in Deutschland. Ihre Beliebtheit blieb auch nach dem Ende der Karriere sehr hoch. Die „Gold-Rosi“ wurde 72 Jahre alt.

Ähnlich wie die aus Bayern stammende „Sportlerin des Jahres“ 1976 zählte auch Peter Michael Kolbe zu den Sport-Ikonen in der Bundesrepublik. Der fünfmalige Ruder-Weltmeister im Einer gewann drei olympische Silbermedaillen. Das ersehnte Gold blieb ihm dreimal aber verwehrt. Seine drei Finalniederlagen gegen den Finnen Pertti Karppinen (1976/Montreal und 1984/Los Angeles) und den DDR-Ruderer Thomas Lange (1988/Seoul) sind dennoch Teil der deutschen Sportgeschichte (Mittermaier-Foto: GES-Sportfoto/Markus Gilliar/augenklick).

Kolbe wurde 1975 zum deutschen „Sportler des Jahres“ gewählt. Nach dem Ende seiner aktiven Zeit arbeitete er auch für vier Jahre als Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes (DRV) im DRV-Büro am Maschsee in Hannover, unweit des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte. Am 8. Dezember ist der Ausnahme-Ruderer mit 70 Jahren in einem Pflegeheim in Lübeck verstorben.

Der DRV trauerte zudem um zwei Olympiasieger von 1960 in Rom. Willi Padge, der Steuermann des legendären Deutschland-Achters, wurde 79 Jahre alt. Kraft Schepke, der mit seinem Bruder Frank Schepke im Gold-Achter saß, starb mit 89 Jahren in Kiel. Der Diplom-Sportlehrer hatte unter anderem für die Landessportbünde in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet.

Der Deutsche Olympische Sportbund verlor im Sommer innerhalb eines Monats die beiden letzten lebenden Medaillengewinner der Olympischen Spiele 1952 in Helsinki. Der Vielseitigkeitsreiter Wilhelm Büsing, der in Finnland Silber mit dem Team und Bronze im Einzel gewann, starb mit 102 Jahren in der Wesermarsch. Die Dortmunder Kugelstoßerin und Diskuswerferin Marianne Werner-Ader wurde 99 Jahre alt. Die „Sportlerin des Jahres“ 1958 in der Bundesrepublik stand 1952 in Helsinki als Zweite und 1956 in Melbourne als Dritte zweimal auf dem Olympia-Podest im Kugelstoßen. Später arbeitete sie als Professorin für Sportwissenschaften.

Große Bestürzung löste der Krebstod des Stabhochspringers Tim Lobinger mit lediglich 50 Jahren aus

In der Leichtathletik zählten Olympiasiegerinnen wie die Speerwerferin Ruth Fuchs, Hochsprung-Ikone Dirk Fosbury, Sprint-Olympiasieger Jim Hones oder der dreimalige Weltmeister und Hürdensprinter Greg Foster (alle USA) zu den bekanntesten Verstorbenen. Große Bestürzung löste der Krebstod des Stabhochspringers Tim Lobinger aus. Der ehemalige Hallenweltmeister wurde lediglich 50 Jahre alt. Ähnlich groß war das Mitgefühl beim Tod der populären Mittelstreckenläuferin Ellen Wessinghage. Die „Sportlerin des Jahres“ 1975 starb nach langer Krankheit mit 75 Jahren.

Werder Bremens Rekordspieler Horst-Dieter Höttges – er absolvierte 420 Partien in der Fußball-Bundesliga – schloss mit 79 Jahren die Augen. In seiner langen Laufbahn nahm der robuste Abwehrspieler an drei WM-Turnieren teil. Beim Heimturnier 1974 kam er nur einmal zum Einsatz, konnte sich danach aber Weltmeister nennen.

1966 stand Höttges im legendären Wembley-Finale gegen den siegreichen Gastgeber England auf dem Platz und traf dort auch auf Bobby Charlton. Englands Fußballlegende, für viele Fans das größte Idol überhaupt, starb gut vier Monate nach Höttges im Alter von 86 Jahren. Neben den beiden Weltmeistern ist auf internationaler Ebene vor allem Just Fontaine zu nennen. Der aus Marokko stammende Stürmer führte Frankreich bei der WM 1958 mit 13 Toren auf Rang drei. Er wurde 89 Jahre alt (Logo: Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte e.V.).

Die Fußball-Bundesligaklubs nahmen Abschied von mehreren beliebten Spielern und Trainern. Dazu zählen Profis wie Hans Rebele, Friedel Lutz, Karl-Heinz Mülhausen, Johann „Buffy“ Ettmayer, Klaus Täuber, Günter Herrmann, Lorenz Horr und Rolf Geiger. Als Coaches waren Slobodan Cendic, Lothar Buchmann und Diethelm Ferner für mehrere Klubs aktiv.

In vielen anderen Sportarten wie Radsport (Tour-Sieger Federico Bahamontes, Renato Longo oder Klaus Bugdahl), Handball (Hans-Günthe „Hansi“ Schmidt), Rodeln (Olympiasieger Klaus-Michael Bohnsack), Reiten (Heinrich Wilhelm Johannsmann) Tischtennis (Diane Schöler), Boxen (René Weller) oder Eiskunstlaufen (Erfolgstrainerin Jutta Müller) traten namhafte Sportlerinnen und Sportler ab. Auch zwei prominente Sportmoderatoren aus Ost und West starben. DDR-Reporter-Urgestein Heinz-Florian Oertel wurde 95 Jahre alt. ARD-Sportschau-Legende Ernst Huberty folgte ihm gut einen Monat später mit 96 Jahren.

Peter Hübner ist Mitglied im Verein Niedersächsische Sportpresse. Er hat diesen Text für das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte e.V. geschrieben. Wir danken dafür, diesen veröffentlichen zu dürfen. Hier geht es zur Website des NISH, dem vom LandesSportBund Niedersachsen geförderten Dokumentationszentrum für niedersächsische Sportgeschichte und angrenzende Regionen und Themen. Dort finden Sie auch eine Namensliste der 2023 Verstorbenen.